Magazin der Universit?t Z?rich Nr. 1/96

Gentherapie von malignen Gliomen

VON ADRIANO FONTANA

Trotz neurochirurgischen, strahlentherapeutischen und zytostatischen Therapien sterben zur Zeit die meisten Patienten mit malignen Gliomen innerhalb ein bis zwei Jahren nach Diagnosestellung. Im vorgestellten Projekt wird ein neuer gentherapeutischer Weg zur Therapie von Gliomen skizziert.

Die Aktivierung von Fas, ein Zelloberflächenrezeptorprotein, setzt in der Zielzelle ein endogenes Selbstvernichtungsprogramm in Gang, welches zur Apoptose führt. Dieser Pathway kann potentiell zur Therapie von malignen Gliomen ausgenutzt werden, da Gliomzellen Fas an der Zelloberfläche exprimieren und in vitro durch den Fas Liganden, welcher an Fas bindet, in die Apoptose überführt werden können. Die Expression von Fas auf der Tumorzelle und damit das Ausmass der Apoptose wird durch Zytokine, vor allem Tumor-Nekrose Faktor Alpha und Interferon Gamma, verstärkt. Bei einzelnen Gliomen wurde eine partielle Resistenz der Tumorzellen auf die Behandlung von Fas Ligand und Zytokin beobachtet, was die Folge einer Überexpression von bcl-2, einem anti-apoptotisch wirkenden Onkogen, oder des Fehlens von Fas ist (Weller et al. J. Clin. Invest., 94:954.964, 1994 und 95:2633.2643, 1995; Weller et al. Cancer Res. 55:2936.2944, 1995). Diese an etablierten Gliomzelllinien erhobenen Befunde wecken Hoffnung, dass durch lokale Überexpression von Fas Ligand in Gliomen sich neue Wege zu deren Therapie öffnen könnten. In einer ersten Phase wird in Mäusen mit Gliomen der Fas Ligand im Tumor exprimiert und der Einfluss dieser Strategie auf das Tumorwachstum verfolgt. Zur Produktion des Fas Liganden wird die Fas Ligand cDNA in Neuroblastomzellen, welche selbst resistent auf Fas vermittelte Apoptose sind, eingebracht. Der von Neuroblastomen freigesetzte Fas Ligand zerstört in der Tat in vivo Tumorzellen, ohne systemische Nebenwirkungen zu haben, vorausgesetzt der Fas Ligand wird lokoregional appliziert. Da die den Fas Liganden produzierenden Neuroblastomzellen transformierte Zellen sind, werden diese in Polymerkapseln eingebracht, die zwar für den Fas Liganden, nicht aber für die transformierten Neuroblastomzellen permeabel sind. Die Technologie der Enkapsulierung genetisch veränderter Zellen wurde in Lausanne durch Prof. P. Aebischer entwickelt und wird daselbst bereits erfolgreich bei Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen verwendet. Sollte dieser gentherapeutische Weg in experimentellen Gliomen erfolgreich sein, wird eine Anwendung bei Gliompatienten erwogen werden.


Dr. Adriano Fontana (immfoa@usz.unizh.ch) ist ausserordentlicher Professor für Innere Medizin, speziell Klinische Immunologie an der Abteilung für Klinische Immunologie, Departement Innere Medizin des Universitätsspitals Zürich.


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Last update: 1-APR-96