Magazin der Universität Zürich Nr. 1/96

DNA-Vakzine gegen HIV-1

VON KARIN MÖLLING, RUEDI LÜTHI UND RAINER WEBER

Nackte DNA als Vakzine ist ein neuartiger Impfansatz, der in Zusammenarbeit mit den USA gegen HIV entwickelt wird. Die DNA enthält genetische Information für zwei virale Gene, nicht für ein vollständiges Virus. Die Injektion von DNA in den Muskel hat in Tierversuchen überraschend zur Anregung des Immunsystems geführt.

In den herkömmlichen Impfansätzen werden vorgefertigte Eiweissmoleküle verabreicht, hingegen stellt bei diesem neuen Ansatz der Organismus diese selber erst her. Die Impfung täuscht in dieser Hinsicht den Ablauf einer echten Virusinfektion vor, ohne dass dabei ein vollständiges Virus beteiligt ist. Das Ergebnis ist die Anregung des Immunsystems zur Herstellung von Antikörpern und Killerzellen. Auf diese kommt es bei der Abwehr der HIV-Infektion in besonderem Masse an; sie wird von den bisherigen Impfansätzen nicht erreicht. Im weiteren werden noch Gedächtniszellen des Immunsystems stimuliert durch die lang anhaltende Verweildauer der DNA im Muskel, die Monate betragen kann. DNA ist im Gegensatz zu herkömmlichen Impfstoffen einfacher und billig herstellbar, kann hoch gereinigt werden, ist stabil und damit interessant als Impfstoff für die Dritte Welt. Weiterhin kann sie aus Hunderten verschiedener Komponenten bestehen und gegen viele Pathogene oder verschiedene HIV-Stämme mit einer einzigen Injektion verabreicht werden. Dazu werden Untersuchungen durchgeführt. Die Phase I/II-Prüfung der HIV-DNA-Vakzine wurde im September 1995 von der SKBS für die Schweiz zugelassen. Im Februar 1996 wurden die ersten asymptomatischen HIV-positiven Individuen im Universitätsspital Zürich geimpft. Ziel der Phase I/II klinische Studie ist der Nachweis der Sicherheit dieses neuartigen Impfansatzes. Zugleich werden Reaktionen auf die Virusinfektion und des Immunsystems getestet. Damit sollen Hinweise für den Nutzen der Impfung gewonnen werden. Die Studie wird 9 bis 12 Monate dauern. Eine ergänzende Studie wird zum Jahresende in Philadelphia ausgewertet. Ziel ist es, eine vorbeugende Impfung für Gesunde zu entwickeln.

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Dr. Karin Mölling (moelling@immv.unizh.ch) ist ordentliche Professorin für Medizinische Virologie der Universität Zürich. Dr. Ruedi Lüthi ist ausserordentlicher Professor, und Dr. Rainer Weber (infweb@usz.unizh.ch) Privatdozent für Innere Medizin, speziell Infektionskrankheiten, am Departement Innere Medizin des Universitätsspitals Zürich.


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Felix Mäder (fmaeder@zuv.unizh.ch)
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Last update: 1-APR-96