Magazin der Universit?t Z?rich Nr. 3/97

Institutionalisierte Zusammenarbeit

Zusammenarbeit zwischen zwei Hochschulen kann auf ganz verschiedenen Ebenen stattfinden. Im folgenden eine Zusammenstellung aller institutionalisierten Partnerschaften von Universität und ETH Zürich zum heutigen Zeitpunkt.

VON EDMOND ERMERTZ UND URSULA SCHMID

Schon früh in der gemeinsamen Geschichte von Universität und ETH Zürich zeigte sich ein Regelungsbedarf. Zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde zwischen dem Bund, dem Kanton und der Stadt Zürich ein «Aussonderungsvertrag» abgeschlossen, welcher Eigentum und Nutzung einzelner Infrastrukturen der beiden Zürcher Hochschulen regelt und die Zusammenlegung gemeinsamer Sammlungen und Institute einleitete. Dieser Aussonderungsvertrag hat bis heute Gültigkeit. Im historischen Rückblick lassen sich weitere Etappen ausmachen. Anfangs der siebziger Jahre kamen der Erziehungsdirektor des Kantons Zürich und der Präsident der ETHZüberein, die Koordination zwischen Universität und ETHZ weiter zu verstärken. Davon erfasst werden insbesondere die Wiederbesetzung vakanter bzw. die Schaffung neuer Professuren sowie die Beschlussfassungüber aufwendige bauliche und apparative Investitionen. Seit 1990 werden auf gesamtschweizerischer Ebene erneut die Anstrengungen zu gegenseitigen Absprachen und Schwerpunktbildungen intensiviert. In Zürich liegt dabei naturgemäss das Hauptgewicht auf der Zusammenarbeit zwischen Universität und ETHZ. Im Vordergrund dieser Kooperationsbemühungen stehen nicht allein finanzielle Überlegungen, sondern die Qualitätserhaltung und -steigerung in Lehre, Forschung und Dienstleistung, wie es dem Auftrag der Hochschule entspricht.

Formen der Zusammenarbeit

Abhängig von den fachlichen Voraussetzungen und Bedürfnissen der beiden Hochschulen beruht die offiziell etablierte Zusammenarbeit vor allem auf einem gemeinsamen Studiengang, gemeinsamen Instituten, Kompetenzzentren, Doppelprofessuren, gemeinsamen Sammlungen sowie der räumlichen Nachbarschaft von Instituten verwandter Fachrichtungen und Absprachen. Veranstaltungen und Dienstleistungen für Studierende, Hörerinnen und Hörer beider Hochschulen runden das Spektrum ab. Eine kürzlich erfolgte Umfrage an den beiden Hochschulen (vgl. folgenden Artikel) hat gezeigt, dass neben den offiziellen Beziehungen zahlreiche inoffizielle Kontakte und Kooperationen bestehen.

Studiengang Erdwissenschaften

Der Fachbereich Erdwissenschaften wird seit Jahrzehnten von beiden Hochschulen getragen. Jede Hochschule bietet einen Studiengang in Erdwissenschaften mit eigenem Diplom an. Der Fachunterricht für die Studierenden wird mehrheitlich von Doppelprofessuren angeboten. Vier Institute und ein Laboratorium sind an der ETHZ untergebracht, das Paläontologische Institut und das Museum an der Universität.

Gemeinsame Institute

Sie stellen wohl die intensivste Art der Zusammenarbeit dar. Universität und ETHZ tragen gemeinsam die Kosten für Personal, Infrastruktur und Betrieb. Zur Zeit bestehen drei gemeinsame Institute (mit und ohne Doppelprofessuren):

Kompetenzzentren

Durch die Schaffung von die Institute, Fakultäten und Hochschulen übergreifenden Strukturen wird die wissenschaftliche Zusammenarbeit gefördert und ein qualitativ hoher Stand von Forschung, Lehre und Dienstleistungen erzielt. Gegenwärtig sind folgende Kompetenzzentren im Aufbau:

Doppelprofessuren

Eine wirkungsvolle Vernetzung wirdüber die Doppelprofessuren realisiert. Sie ermöglichen die wissenschaftliche Schwerpunktbildung sowie die rationelle Nutzung der oft kostspieligen Infrastruktur. Je nach Fachgebiet sind sie der einen oder anderen Hochschule zugeteilt, werden aber von der Universität und der ETHZ gemeinsam getragen; die Stelleninhaber betreuen die Studierenden beider Hochschulen.

Zur Zeit verfügen die beiden Hochschulenüber 20 Doppelprofessuren:

Doppelprofessuren in Gebieten der Natur- und Ingenieurwissenschaften und der Medizin:

Doppelprofessuren in den Geisteswissenschaften:

Gemeinsame Sammlungen

Gemeinsame Sammlungen mit unterschiedlichen Eigentumsverhältnissen und Standorten, jedoch gegenseitigem freien Zugang sind:

Räumliche Nachbarschaft von Instituten verwandter Fachrichtungen

Die räumliche Nachbarschaft von Instituten verwandter Fachrichtungen bringt Synergieeffekte. Diese Art der Kooperation ist bei folgenden Instituten verwirklicht:

Absprachen

Absprachen zwischen verwandten Fachbereichen lassen Duplikationen vermeiden und verbreitern das Lehr- und Forschungsangebot. Einige von vielen aufeinander abgestimmte Bereiche sind:

Gemeinsame Lehrveranstaltungen und Dienstleistungen

Viele Vorlesungen und Kurse sind für Studierende beider Hochschulen zugänglich. Die «Kommission für interdisziplinäre Veranstaltungen der Universität Zürich und der ETH Zürich» führt zum Beispiel regelmässig gemeinsameöffentliche Veranstaltungsreihen durch.

Von den gemeinsamen Dienstleistungen sind vor allem zu nennen:

Weitere Zusammenarbeitspläne

Die Zusammenarbeit zwischen Universität und ETHZ hat eine lange, erfolgreiche Tradition. Trotzdem bleiben Bereiche, die noch besser zu koordinieren sind. Seit August 1996 beschäftigt sich ein Arbeitsauschuss beider Hochschulen mit grundsätzlichen Überlegungenüber neue Zusammenarbeitsmöglichkeiten. In den letzten zwölf Monaten sind in der Folge wichtige neue Vereinbarungen geschlossen worden. Weitere werden folgen. Oberste Ziele dieser Koordinationsbemühungen sind der Erhalt und der Ausbau der international hohen Präsenz in Lehre, Forschung und Dienstleistungen und dies in einer Zeit eingeschränkter Ressourcen.


Dr. Ursula Schmid ist Verantwortliche für das Strategische Controlling der ETH Zürich,
Dr. Edmond Ermertz (ist Leiter des Stabs Planung/Wirtschaftskontakte der Universität Zürich.


unipressedienstunimagazin Nr. 3/97


unipressedienst – Pressestelle der Universität Zürich
Nicolas Jene (upd@zuv.unizh.ch)
Last update: 09.01.98